Fragen und Unsicherheiten schwirren einem ja täglich durch den Kopf. Doch dass diese Qual in Zeiten niederschmetternder Diagnosen noch viel schlimmer ist, kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich ja selbst damit konfrontiert war.
Auch ich stellte mir Fragen.
Die Schuldfrage ist sicherlich die dominanteste und die erste, die auftaucht. Was habe ich falsch gemacht? Ist die Krebserkrankung eine Folge meines Fehlverhaltens? Etwa weil ich zu ungesund gelebt habe, zu viel Stress hatte, Übergewicht habe, meine Beziehung nicht harmonisch war ? Dazu kommen noch Aussagen von Experten, die immer wieder betonen, dass Krebserkrankungen durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden können. Ausreichende Bewegung könnte ohnehin so einiges verhindern, sage man. Doch warum trifft eine so schwerwiegende Erkrankung dann auch fitte und schlanke Menschen? Bei solchen Beschuldigungen wird immer nur an persönliches Versagen gedacht, nicht aber an Umweltbelastungen und gesellschaftliche Probleme.
Indirekte Schuldzuweisungen erfahren Krebspatienten immer wieder auch durch ihr Umfeld, nahestehende Personen, die glauben die Gründe der Erkrankung zu kennen, um sich selber so die Angst vor einer Erkrankung nehmen zu wollen, da sie ja diese Fehler nicht begehen! Doch ist tatsächlich alles beherrschbar?
Zweifellos löst eine Krebsdiagnose Ängste aus, die in dieser Situation überdimensional groß werden. Vor allem die Angst vor der Zukunft, die geprägt sein wird von Therapien und der Unsicherheit. Auch von der Angst vor Einschränkungen und veränderten Lebensumständen. Bilder von Erzählungen von Menschen, die daran verstorben sind, tauchen auf, Erlebnisschilderungen von belastenden Therapien kommen in Erinnerung und mit einem Schlag ist man dem Gefühl der Machtlosigkeit und des Ausgeliefertseins völlig ergeben. Plötzlich hat man die Kontrolle über das eigene Leben verloren und Ohnmacht macht sich breit. Man hat auch Angst vor dem Moment, wenn man es seinen Liebsten und auch dem Arbeitgeber erzählt. Wie werden sie reagieren? Immer tiefer wird man in die Spirale hineingezogen. Dazu kommt auch die Angst vor den Kontrollterminen. Immerhin hat man schon einmal ein traumatisches Ereignis bei der Diagnose erlebt. Die Erwartungsangst wird immer größer und eigentlich möchte man nur noch fliehen. Doch das würde der Angst noch mehr Macht geben und sie verstärken.
Letztendlich steht man vor der Frage nach dem Tod. Die Tatsache, dass die Medizin großartige Fortschritte macht und nicht jede Krebsdiagnose mit einem Todesurteil gleichzusetzen ist, verschwindet in den Hintergrund. Und das wars jetzt? Aus und vorbei? Habe ich so gelebt, wie ich es mir vorgestellt habe? Kann ich zufrieden sein? Aber doch nicht jetzt, wo man noch so viel zu erledigen hat und einiges klären möchte. Dazu kommt vielleicht das Unbehagen, jemandem zur Last zu fallen bzw. durch die Krankheit eine Belastung für die Familie zu werden.
Die Diagnose Krebs an sich ist schon eine Überforderung, doch nun auch noch Entscheidungen treffen zu müssen, die die Therapien betreffen, macht alles nur noch schwieriger. Von schulmedizinischer Seite ist das Procedere eindeutig und klar: Chemotherapie, Strahlentherapie, medikamentöse Zusatzbegleitung. Doch will man das alles? Immer mehr Meinungen prasseln auf einen ein, je mehr man sich damit beschäftigt. Die Verunsicherung wird immer größer und der Wunsch nach einem persönlichen Leitfaden immer dringlicher.Die schier unüberschaubare Auswahl an Ratgeberliteratur macht es auch nicht gerade einfacher, sich im unendlichen Angebot zurechtzufinden.
Hier kann psychologische Beratung eine große Stütze sein. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Heilung, sondern auch darum, wie Sie Halt in Ihrem Leben finden können. Wenn Sie sich auch diese oder ähnliche Fragen stellen oder gestellt haben, freue ich mich, Sie ein Stück des Weges begleiten zu dürfen.
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